Anette Bronder ist eine digitale Innovatorin. Sie verfügt über mehr als zwei Jahrzehnte Erfahrung im Technologie- und Telekommunikationssektor. Sie wurde vom Manager Magazine zu einer der 100 einflussreichsten Frauen in der deutschen Wirtschaft ernannt. Ihre Gedanken zum Potenzial deutscher Start-ups teilte sie kürzlich mit IT Production.
Unten sind einige Einblicke, die sie während des Interviews geteilt hat.
EINE DEUTSCHE START-UP TRADITION
Das Silicon Valley ist zum Synonym für erfolgreiche Start-ups geworden, aber Anette Bronder erinnert uns daran, dass auch Deutschland eine lange Geschichte erfolgreicher Start-ups hat. Unternehmen wie Daimler und Benz begannen vor über einem Jahrhundert als Garagenprojekte. Was hat sich also geändert?
„Früher ging der Technologietransfer von Europa in die USA“, erklärt Bronder. „In Deutschland gab es einen fruchtbaren Boden für Tech-Wachstum und Start-ups. Aber das Silicon Valley hat diesen Trend umgekehrt.“
Im Vergleich zu früher gibt es in Deutschland heute weniger Gründungsmöglichkeiten, aber deutsche Unternehmen und Verbände arbeiten daran, die Gründungskultur wieder zu fördern. Kleine Start-ups bringen innovative Lösungen für größere Unternehmen, und große Unternehmen bieten Start-ups Stabilität und Ressourcen. Diese symbiotische Beziehung bringt Innovationen hervor, und Anette Bronder glaubt, dass dies deutschen Unternehmen helfen wird, im digitalen Raum wettbewerbsfähiger zu werden.
IST DEUTSCHLAND IM BEREICH DIGITALE TECHNOLOGIE WETTBEWERBSFÄHIG? ANETTE BRONDER SAGT JA.
Anette Bronder ist zuversichtlich, dass Deutschland bereit ist, eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung digitaler Technologien und Dienste, insbesondere in Europa, zu übernehmen.
„Deutschland hat eine Top-Ausgangsposition im digitalen Rennen“, sagt Bronder. „Wir sind Industrienation und Exportweltmeister. Wir haben das industrielle Know-how und mehr einheimische Ingenieure pro Quadratkilometer als die USA.“
Deutschland ist bekannt dafür, qualitativ hochwertige Produkte und innovative Lösungen zu entwickeln. Deutsche Start-ups setzen diese Tradition fort, aber Bronder stimmt zu, dass mehr getan werden könnte, um Start-ups zu unterstützen. Das beginnt damit, ihren Wert als Partner zu verstehen.
„Die besten deutschen Start-ups sind längst vom Markt aufgekauft, bevor Unternehmen hier überhaupt den Wert ihrer Technologie erkennen. Etablierte Spieler versuchen es oft lieber selbst, aber das dauert zu lange. Bereits vor dem Launch ist die Konkurrenz im Markt angesiedelt.“
Auch Anette Bronder räumt ein, dass Start-ups oft Fehler machen und im Rahmen des Innovationsprozesses sogar scheitern. Sie sagt, Scheitern sei etwas, das deutsche Wirtschaftsführer hinnehmen müssten, um langfristig davon zu profitieren.
„Das Silicon Valley hat viele erfolgreiche Start-up-Geschichten, aber es gibt auch eine weit verbreitete Kultur des Scheiterns und des Scheitern-Dürfens. Das ist in unserer Gesellschaft weniger ausgeprägt“, sagt Anette Bronder.
ANETTE BRONDER ÜBER DIE VORTEILE DER ZUSAMMENARBEIT MIT START-UPS
Laut Anette Bronder bringen Start-ups langsameren etablierten Unternehmen den Vorteil der Geschwindigkeit, und Geschwindigkeit ist ein entscheidender Faktor in der digitalen Welt.
„Kleine Unternehmen bewegen sich viel schneller von einer Idee zu einem Endprodukt als große Unternehmen, von denen die meisten durch Prozessträgheit gebremst oder durch bürokratische Hürden eingeschränkt werden“, bemerkt Bronder.
Die Zusammenarbeit mit Start-ups kann zu einer schnellen Entwicklung von Strategien oder sogar neuen Produkten führen, die intern viel länger dauern würden.
Ein weiterer großer Vorteil von Start-ups ist ihre Agilität. Kleine Unternehmen haben eine erhöhte Risikobereitschaft, die es ihnen ermöglicht, neue Erkenntnisse zu gewinnen, Informationen schneller zu verarbeiten und einen Wettbewerbsvorteil zu wahren. Etablierte Unternehmen hingegen arbeiten nach starren Regeln und Vorschriften.
Bronder erklärt:
„Wer digitales Terrain erobern will, muss agil sein. Sie müssen in der Lage sein, sich in Ihrer Arbeitsweise, Ihrem Denken und Ihrer Umsetzung schnell an die Anforderungen des Marktes anzupassen.“
